Am 2. und 3. Juni lädt die Erfurter RaumZeit-Forschung zu ihrem 10. Workshop in den Seminarraum des Forschungszentrums Gotha ein. Im Zentrum steht die Frage, wie Karten neben räumlichen auch zeitliche Aspekte einbeziehen können.
Zum öffentlichen Abendvortrag von Prof. Dr. Gert Melville (Dresden) am 2. Juni um 18:30 Uhr sind alle Interessierten (auch ohne Anmeldung) herzlich eingeladen. Er spricht zu: „Von der geschlossenen zur offenen Welt – kartographische Vorstellungen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit“.
Karten repräsentieren Dinge, Zusammenhänge oder Ereignisse auf räumliche Weise: sie stellen etwas nebeneinander oder gegenüber, gliedern auf oder verbinden, grenzen ab oder vereinheitlichen. Doch welche Möglichkeiten haben Karten, dabei auch zeitlich dynamische Prozesse zu berücksichtigen? Wie lassen sich natürliche, politische oder kulturelle Strukturen darstellen, die beweglich und veränderlich sind? Wann stößt das räumlich verfasste Medium Karte dabei an seine Grenzen? Und wie hat sich der Umgang mit Verläufen und Entwicklungen in der Geschichte der Kartographie selbst verändert?
Im Workshop soll in mehrerer Hinsicht nach der Repräsentation und graphischen Umsetzung zeitlicher Dynamik in räumlichen Darstellungen mit Bezug auf europäische wie außerhalb Europas gelegene Regionen gefragt werden. Untersucht werden soll die Geschichte der Kartographie von beweglichen Naturphänomenen wie Eisgrenzen und Gezeiten, Wind- und Meeresströmungen, weiträumigen klimatischen oder tektonischen Veränderungen in der Erdgeschichte. Die Frage bezieht sich aber auch auf technisch beeinflusste Entwicklungen wie der Zugänglichkeit für Verkehrsmittel (z.B. Schiffbarkeit, Straßennetz), der Stadtplanung oder der Festlegung von Zeitzonen sowie auf kulturelle und politische Gegenüberstellungen etwa von Migrationsphänomenen, veränderlichen Sprachgrenzen oder militärisch umkämpften Gebieten. Zeitliche Bewegungen und Entwicklungen werden dabei nicht nur als Ergänzung und Alternative zur Betonung räumlicher Grenzen diskutiert, sondern auch als technische Herausforderung der kartographischen Darstellung: Welche Rolle spielen farbliche Absetzungen, unterbrochene Linien oder Schraffuren und wo werden sie eingesetzt? Inwieweit können Grenzlinien durch Richtungspfeile ersetzt werden und wie verschieben sich dadurch Zentren und Themen der Karten? Hat sich die Darstellung räumlicher Strukturen historisch verändert?
Der Workshop richtet sich sowohl an ein breites nationales und internationales Fachpublikum als auch an fortgeschrittene Studierende, insbesondere solche, die sich im Rahmen von Abschlussarbeiten oder Projektseminaren mit den Beständen der Sammlung Perthes beschäftigen.
Mitdiskutanden sind herzlich eingeladen! Aufgrund begrenzter räumlicher Möglichkeiten wird um vorherige Anmeldung bei Sebastian Dorsch unter raumzeitforschung[at]uni-erfurt.de gebeten.
Der Workshop wird gefördert von der Ernst-Abbe-Stiftung in Jena.
Siehe dazu auch den Wortmelder der Universität Erfurt.
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