Zum öffentlichen Abendvortrag von Prof. Dr. Gert Melville (Dresden) im Rahmen des Workshops „Kartographien zeitlicher Dynamik. 10. Workshop der Erfurter RaumZeit-Forschung“ laden Prof. Dr. Iris Schröder (Erfurt/Gotha), Prof. Dr. Christian Holtorf (Coburg) und Dr. Sebastian Dorsch (Erfurt/Gotha) am Donnerstag, 2. Juni 2016 ein. Alle Interessierten sind (bei freiem Eintritt) herzlich willkommen. Die Veranstaltung beginnt um 18:30 Uhr im Seminarraum des Forschungszentrums Gotha.
Gert Melville, Seniorprofessor an der Technischen Universität Dresden, Direktor der Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG) und Mitglied des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, spricht zu: „Von der geschlossenen zur offenen Welt. Kartographische Vorstellungen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit“.
Das europäische Mittelalter hatte die Vorstellung von einem Erdkreis, der völlig von bekannten und eigenen Dingen besetzt war, obgleich schon in jener Epoche gewaltige Entdeckungen in Asien gemacht wurden, deren Fremdheit man mit den vertrauten ‚Wahrheiten‘ in Einklang hatte bringen müssen. Entsprechend wurden die Weltkarten gezeichnet. Mit der Entdeckung Amerikas änderte sich dies aber schlagartig. Man erkannte, dass der größte Teil der Erde überhaupt noch erforscht werden musste und voller Unbekanntem war. Nun hatte man kartographisch zwei Möglichkeiten: Man zeichnete Weltkarten, die das Neue mit dem Alten möglichst in Einklang bringen wollten, oder solche, die offene Konturen des neuen Kontinents vorlegten. Letzteres setzte sich durch, doch in beiden Fällen schuf man symbolische Räume, die man zu erobern und erneut in einen geschlossenen Erdkreis des Eigenen zu integrieren hatte.
Mit freundlicher Unterstützung durch die Ernst-Abbe-Stiftung in Jena.