Zum Thema „Ein ‚Bruderzwist‘ im Hause Sachsen-Gotha. Der Streit um das Erbe von Ernst dem Frommen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts“ spricht Prof. Dr. Siegrid Westphal (Osnabrück) am Mittwoch, 24. August, in der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt. Der öffentliche Vortrag, zu dem die Forschungsbibliothek und der Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. herzlich einladen, findet im Rahmen der Ausstellung „Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa“ statt und beginnt um 18.15 Uhr im Spiegelsaal auf Schloss Friedenstein. Der Eintritt ist frei. Der Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. lädt anschließend zu einem Empfang ein.
Für die Ernestiner gilt neben dem Verlust der Kurwürde und dem damit verbundenen politischen Abstieg eine spezifische Erbpraxis als charakteristisch. Sie hielten teilweise bis ins 19. Jahrhundert am Gemeinschaftserbrecht fest. Aus Sicht der Dynastie handelte es sich um ein Gerechtigkeitskonzept, das dem innerdynastischen Frieden dienen sollte und dem christlich fundierten Gerechtigkeitsempfinden der Zeit entsprach. Unter Brüdern sollte im Erbfall Gleichheit herrschen, „denn die währet am längsten und beständigsten, und hat sonder Zweifel den Segen Gottes, ist auch zur Erhaltung brüderlicher Liebe und Einigkeit sehr nützlich und verträglich“ (Moser, Teutsches Staasrecht, Bd. 12, S. 458). Dass aus Brüderlichkeit aber auch Bruderzwist entstehen kann, zeigen die seit 1675 geführten Auseinandersetzungen über das Testament von Ernst dem Frommen zwischen seinen sieben Söhnen. Diese mündeten in einen heftigen Erbstreit, der das Haus Sachsen-Gotha nachhaltig erschütterte und für lange Zeit alle Kräfte der Familienmitglieder beanspruchte. Warum die Brüder so heftig miteinander stritten, welcher Mittel sie sich dabei bedienten und welche emotionalen Folgen dies für das Haus Sachsen-Gotha hatte, soll im Zentrum des Vortrags stehen.
Prof. Dr. Siegrid Westphal studierte von 1982 bis 1989 Evangelische Theologie, Neuere Geschichte, Mittelalterliche Geschichte und Kunstgeschichte in Mainz und München.1992 folgte die Promotion zum Thema „Frau und lutherische Konfessionalisierung am Beispiel des Fürstentums Pfalz-Neuburg“. In ihrer Habilitation beschäftigte sie sich mit der Reichsgerichtsbarkeit in den thüringischen Territorialstaaten 1648–1806. Nach Tätigkeiten am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist sie seit 2004 Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Osnabrück. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der politischen Geschichte des Alten Reiches, der Rechts-, Geschlechtergeschichte sowie der kulturhistorischen Friedensforschung.
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Dr. Hendrikje Carius
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