Am Donnerstag, 24. November 2016, steht wieder ein Doppelkolloquium im Rahmen des Herzog-Ernst-Stipendienprogramms auf dem Programm des Forschungszentrums: Dr. Angelika Kemper (Klagenfurt) spricht um 17:00 Uhr (s.t.) über “Unterweisung, Lebenshilfe, Unterhaltung. Didaktische Druckschriften aus Erfurt um 1500” und um 18:00 Uhr Dr. Denis Lomtev (Moskau) zum Thema „‚Lasset uns zu ihm hinaus gehen…‘. Autografe der geistlichen Kantaten von Gottfried Heinrich Stölzel in der Forschungsbibliothek Gotha“. Interessierte Zuhörer sind herzlich willkommen. Beide Vorträge finden im Seminarraum des Forschungszentrums (“Pagenhaus”) auf Schloss Friedenstein statt. Hier kurze Einführungen:
Dr. Angelika Kemper (Klagenfurt): Unterweisung, Lebenshilfe, Unterhaltung. Didaktische Druckschriften aus Erfurt um 1500
Der Vortrag befasst sich mit Wissenstransferprozessen in gelehrtem bzw. städtischem Kontext. In der Universitätsstadt Erfurt existierten kurz vor 1500 universitäre, humanistische und klösterliche Bildungssphären sowie eine rege städtische Kultur, die ein vielschichtiges Forschungsfeld bilden. Eine Fallstudie wird zwei in Erfurt gedruckte Texte aus den Bereichen der Lehrdialoge und der Lehrschriften vorstellen (Andreas Hundorn: ‚Ars epistolandi‘, Erfurt 1494; ‚Consilium patris‘, Erfurt: Ayrer um 1498), die trotz ihrer Verschiedenheit auf je eigene Weise Zeugnisse einer auf Nutzen und Karriere abgestimmten Wissensaneignung darstellen und dabei die Annäherungen zwischen gelehrt-klerikaler und säkularer Sphäre spiegeln. So soll das Wissen als lebenspraktisch nützliche Lehre vermittelt werden und dem Universitätsabsolventen bzw. Schüler den Weg zu einem elitären Wirkungskreis ebnen. Die intermediäre Position beider Schriften zwischen mittelalterlichen Lehrtraditionen und den zeitaktuellen Erfordernissen verhandelt den Bildungsdiskurs in dieser Übergangszeit teils affirmativ, teils in ironischem Rückblick.
Angelika Kemper studierte an den Universitäten Mannheim und Heidelberg Germanistik, Lateinische Philologie und Mittel-/Neulateinische Philologie. Nach der Promotion in Germanistik war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sonderforschungsbereich 496 (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur französischen Revolution) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster tätig. 2013 wurde sie Assistentin im Fachgebiet der Älteren Deutschen Sprache und Literatur an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt.
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Dr. Denis Lomtev (Moskau): „Lasset uns zu ihm hinaus gehen…“. Autografe der geistlichen Kantaten von Gottfried Heinrich Stölzel in der Forschungsbibliothek Gotha
Das Projekt basiert auf den Autografen des Komponisten Gottfried Heinrich Stölzel (1690–1749) aus der Forschungsbibliothek Gotha. Es handelt sich um die bisher nicht veröffentlichten und auch wissenschaftlich nicht ausgewerteten Autografe seiner Werke. Ein Blick auf diesen Bestand bringt uns Erkenntnisse zur zeitlichen und räumlichen Verteilung der mitteldeutschen geistlichen Musik der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ein weiteres Forschungsfeld besteht in der sozialen Zuordnung der Werke, die öfters an die kirchlichen Angelegenheiten anknüpfen. Somit wird ein Korpus von Kompositionen erkennbar, der in Bezug auf solche Angelegenheiten konzipiert ist. Eine wichtige Phase besteht in der Bearbeitung des Notentextes anhand eines speziellen Notensatzprogramms. Die dadurch entstehenden Dateien können sowohl für weitere wissenschaftliche Zwecke als auch für die Interpreten Verwendung finden.
Dr. Denis Lomtev hat Musikwissenschaft am Moskauer „Tschaikowski“–Konservatorium studiert, wo er 1999 promoviert wurde. Er war Dozent an der Akademischen Musikfachschule, am Moskauer Konservatorium und Gastdozent an der Universität Bern. Seine Forschungstätigkeit führte ihn u. a. an das Institut für deutsche Musikkultur im östlichen Europa Bonn, an die Universität Wien und an das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung Marburg. 2012 erhielt er den Russlanddeutschen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg im Bereich Musik und Musikwissenschaften für seine Veröffentlichungen An der Quelle. Deutsche Musiker in Russland, Deutsches Musiktheater in Russland, Geistliche Musikkultur der Deutschen in Russland und Die Deutschen in der russischen Musikwissenschaft.
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