Am Donnerstag, 15. Dezember 2016, steht wieder ein Doppelkolloquium im Rahmen des Herzog-Ernst-Stipendienprogramms auf dem Programm des Forschungszentrums: Floris Solleveld (Nijmegen) spricht um 17:00 Uhr (s.t.) über “Afterlives of the Republic of Letters” und um 18:00 Uhr Dr. Fabian Fechner (Tübingen) zum Thema „Negative Memoria und kulturelle Unzuverlässigkeit – ein internationaler Vergleich für die Frühe Neuzeit“. Interessierte Zuhörer sind, wie immer, herzlich willkommen. Beide Vorträge finden im Seminarraum des Forschungszentrums (“Pagenhaus”) auf Schloss Friedenstein statt. Kurze Einführungen folgen:
Floris Solleveld (Nijmegen): Afterlives of the Republic of Letters
What happened to the Republic of Letters? Its history seems to stop at the end of the 18th century. And yet, in the 19th century, there was still a learned community gathering in scholarly societies, maintaining a transnational correspondence network, and filling learned journals. The term indeed becomes less frequent, but does not entirely fall out of use.
In my presentation, I will trace the afterlives of the Republic of Letters in the early 19th century. Specifically, I do so by looking at texts that attempt to (re)define the Republic of Letters or a cognate, and by considering the wider diffusion of the term and the changing role of learned journals in that period. It transpires that most attempts to reinvent the Republic of Letters failed miserably, and that much of the further usage of the term is either a petrified cliché or negatively flavoured. A specialist scientific community, however, was hardly there before the 1870s. That leaves us with an undefined period.
Floris Solleveld is a PhD student at Radboud University Nijmegen and guest researcher at the University of Amsterdam, currently finishing a dissertation on The Transformation of the Humanities: Ideals and Practices of Scholarship between Enlightenment and Romanticism.
Dr. Fabian Fechner (Tübingen): Negative Memoria und kulturelle Unzuverlässigkeit – ein internationaler Vergleich für die Frühe Neuzeit
Ziel des Forschungsprojekts ist das Verständnis frühneuzeitlicher Erinnerungsprozesse als „contested past“. Dazu soll die vornehmlich von obrigkeitlicher Seite versuchte Etablierung negativer Erinnerungsfolien untersucht werden: Zum einen die Ketzermemoria als Negativfolie religiöser Auserwähltheit, zum anderen Schanddenkmäler als Repräsentanten öffentlich zelebrierten Ehrverlusts. Beide Bereiche erinnern öffentlich an historische Beispiele für Gegenbilder sozialer Ideale. Der erste Befund ist paradox. Auf eine repressiv durchgeführte damnatio memoriae folgt die Perpetuierung eines „öffentlichen Umgangs mit schlimmer Vergangenheit“ (Christian Meier). Zunächst wurden die Häuser von „Ketzern“ und Aufständischen zerstört, dann aber eine negative Memoria durch Exempla in Textform oder Schanddenkmäler installiert. Die Auswertung vor allem von Ketzerhistorien, erinnerungspolitischen Vorgaben im Strafrecht und Fällen von „Empörung“ in weltlichen Chroniken soll mit der Analyse divergierender Erinnerungskulturen, vor allem zwischen obrigkeitlich vorgesehener negativer Memoria und einem lokalen Gedächtnis, die Spezifika frühneuzeitlicher Erinnerungspraktiken herausarbeiten. Letztlich soll so auch die Brücke zu generellen Vorstellungen einer kulturellen „Unzuverlässigkeit“ in der Frühen Neuzeit geschlagen werden.
Fabian Fechner promovierte nach dem Studium der Geschichte, Romanischen Philologie und Geographie in Tübingen und Buenos Aires über administrative Praktiken der Jesuiten in Paraguay. Von 2012 bis 2015 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 923 „Bedrohte Ordnungen“. Seit Januar 2016 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fernuniversität Hagen im Lehrgebiet „Geschichte Europas in der Welt“.