Am Donnerstag, 6. April 2017, laden wir zum ersten Doppelkolloquium des neuen Jahrgangs des Herzog-Ernst-Stipendienprogramms der Fritz Thyssen Stiftung ein: Dr. Silvia Schmitt-Maaß (Osnabrück) spricht um 17:00 Uhr (s.t.) über “Prinzen als Telemache” und um 18:00 Uhr Ansgar Holtmann (Berlin) zum Thema “Bild und Text in Heinrich von Redens „Preußischer Chronik“ (1553)”. Interessierte Zuhörer sind herzlich willkommen. Beide Vorträge finden im Seminarraum des Forschungszentrums (“Pagenhaus”) auf Schloss Friedenstein statt. Hier kurze Einführungen:
Dr. Silvia Schmitt-Maaß (Osnabrück): Prinzen als Telemache
Das Projekt untersucht zwei Porträts, die „Prinzenerziehung“ an den Höfen von Gotha und Weimar thematisieren. Hierbei nimmt es die Bildnisse unter Berücksichtigung der Rezeption der Avantures de Télémaque, einem Fürstenspiegel von François Fénelon in den Blick. Fénelons über das gesamte 18. Jahrhundert intensiv rezipierter Erziehungsroman vermittelt in Anlehnung an die homerische Figur des Telemach klassische Bildung und tugendhaftes Ideal. Es wird danach gefragt, inwiefern die Gemälde ein bestimmtes erzieherisches Interesse verdeutlichen, das auf Fénelons Erziehungskonzept rekurriert. Allerdings soll keine Entwicklungsgeschichte – etwa ausgehend von einer Ikonographie der Figur des Telemach in Kupferstichen – nachgezeichnet werden, sondern eine diskursanalytische Betrachtung der Mikrohistorien.
Silvia Schmitt-Maaß hat Kunstgeschichte; Italienisch und Archäologie in Marburg und Florenz studiert. 2009 wurde sie mit einer Arbeit über die Bildhauerwerkstatt von Orazio Marinali und Giacomo Cassetti promoviert. Seit 2014 arbeitet sie an dem Postdoc-Projekt „Prinzen als Telemache. Fallstudien zu erziehungspolitischen Adelsporträts zwischen 1699 und 1789“; des Weiteren zum Porträt in der Frühen Neuzeit, zum Sammeln von Fénelons Porträt, zu Handzeichnungen im museum kunst palast, zum Flower-Book von Edward Burne Jones sowie zu Bildhauer- und Gartenkunst.
Zur Ankündigung
Ansgar Holtmann (Berlin): Bild und Text in Heinrich von Redens „Preußischer Chronik“ (1553)
Die chronikalische Überlieferung der preußischen Geschichte im Allgemeinen und die Herausbildung der Danziger Historiographie im 16. Jahrhundert stellt eine regionale Entwicklung des historiographischen Schreibens dar. Sie erlaubt sowohl einen detaillierten Einblick in das geschichtliche Verständnis als auch in das politische Selbstverständnis des ständischen Bürgertums und weiterer gesellschaftlicher Gruppen in Preußen und markiert zugleich den Beginn einer Landesgeschichtsschreibung.
Der Vortrag erläutert dieses Geschichts- und Selbstverständnis des ständischen Bürgertums anhand der Preußischen Chronik Heinrich von Redens, welche in der Blütephase des historiographischen Schreibens entstand. Hierbei werden die reichen Illuminationen der Chronik in den Vordergrund gerückt. Besonders die visuelle Strategie sowie die Bezüge zwischen Bild und Text sind in der bisherigen Forschung nicht berücksichtigt worden und daher für diese Handschrift und deren innovative, intermediale Bedeutung für die Danziger Chronistik vollkommen ungeklärt. Der Vortrag beleuchtet dabei auch den Wert der Bilder als historische Quellen und deren Bedeutung für das kollektive Gedächtnis in urbanen Gemeinschaften.
Ansgar Holtmann hat Amerikanistik und Geschichte an der Universität Duisburg-Essen und Geschichtswissenschaften an der Freien Universität Berlin studiert. Er promoviert über Heinrich von Redens „Preußische Chronik“ (1553). Seine Studieninteressen sind Handschriften der Frühen Neuzeit, städtische Chronistik des 16. Jahrhunderts, Darstellung und Repräsentation von geheimem Wissen in alchemistischen Handschriften sowie Chirologie und Chiromantie in Handschriften des 16. und 17. Jahrhunderts.
Zur Ankündigung