Am Donnerstag, 20. April 2017, laden wir herzlich ein zum Kolloquium von Jacob Schilling (Hamburg), Herzog-Ernst-Stipendiat der Fritz Thyssen Stiftung am Forschungsstandort Gotha. Er spricht um 16:30 Uhr (s.t.) über “Gelehrte Praktiken in der Erforschung der Vergangenheit am Beispiel von Caspar Sagittarius (1643–1694)”. Interessierte Zuhörer sind herzlich willkommen. Der Vortrag findet im Seminarraum des Forschungszentrums (“Pagenhaus”) auf Schloss Friedenstein statt. Hier eine kurze Einführung:
Caspar Sagittarius, Professor der Geschichte an der Universität Jena von 1675 bis 1694, steht für die Abkehr von der Universalgeschichte und die bewußte Hinwendung zu einer deutschen Territorialgeschichte auf quellenkundlicher Basis. Neben seiner historiographischen Tätigkeit, die ihm später den Titel des Ernestinischen „Historicus saxonicus“ eintrug, war er ein selbst unter den Bedingungen der frühneuzeitlichen Universität äußerst streitbarer Geist, der sich in zahlreiche Konflikte innerhalb der Universität sowie mit oder an den Ernestinischen Höfen verwickeln ließ, und sich außerdem rege an konfessionellen Polemiken beteiligte. Seine weitgehend erhaltene umfangreiche Korrespondenz läßt es zu, die Bedingungen und Ausprägungen einer Gelehrtenexistenz im späten 17. Jahrhundert in seiner vollen Breite zu rekonstruieren. Wegen seiner fehlenden Scheu, über finanzielle Angelegenheiten zu schreiben, lassen sich bei ihm zudem sehr gut „wissensökonomische“ Aspekte der Gelehrsamkeit festmachen. Im Mittelpunkt steht dabei Sagittarius‘ Historia der Grafschaft Gleichen (1732). Die Werk- und zugleich Leidensgeschichte dieses Buches kann exemplarisch die Möglichkeiten und Grenzen historischen Arbeitens der Zeit aufzeigen.
Jacob Schilling hat Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert. Von 2014 bis 2016 war er Mitarbeiter im DFG-Projekt „Historisches Wissen aus Archiven“ an der Universität Hamburg.