Internationale Tagung: Reformatio & Memoria. Teil 2: Neuere Forschungen zum Protestantismus in der Frühen Neuzeit – Erinnerungsräume der Reformation

Der Zusammenhang von Reformation und Erinnerung ist angesichts der vielfältigen Veranstaltungen rund um das Reformationsjubiläum 2017 evident. Auch die Forschung hat sich seit vielen Jahren des Themas der protestantischen Erinnerungskulturen angenommen, wie zahlreiche Studien belegen. Damit geriet stärker in den Blick, wie die „klassischen Erben“ der Wittenberger und Genfer Reformation die Bevölkerung immer wieder an die Errungenschaften des neuen Glaubens erinnerten, den es auch mithilfe dieser Erinnerung gegen Gegner aller Art nach innern und außen zu verteidigen galt. Die präsentierte „Memoria“ war gleichsam der Erinnerungsbogen, der die lutherischen und reformierten Konfessionen mit ihren Anfängen verband. Dieser Bogen konnte ganze Landschaften, Räume, Architekturen, Kunstgegenstände, Medaillen, Münzen, Handschriften oder Alte Drucke umfassen.

Die vom „Netzwerk Reformationsforschung in Thüringen“ veranstaltete internationale Tagung widmet sich in ihrem zweiten Teil dieser protestantischen Erinnerungskultur der Frühen Neuzeit. Sie zielt dabei auf eine multiperspektivische Neukonturierung der Geschichte der reformatorischen Erinnerungsräume vom 16. bis ins frühe 18. Jahrhundert ab. Die Tagung soll sowohl die konstitutiven als auch exkludierenden Elemente des Erinnerungsbogens unter Berücksichtigung verschiedener Abgrenzungsstrategien zu den anderen Konfessionen oder dissidenten Bewegungen in den Blick nehmen.

Die Erinnerungsräume sollen entlang der fünf Themenbereiche „Akteure reformatorischer Erinnerungskultur“, „Gedächtnis-Medien der Reformation“, „Gedächtnis-Speicher und -Orte der Reformation“, „reformatorische Erinnerungskultur“ sowie „Historiographen der Reformationsgeschichtsschreibung“ untersucht werden. Auf diese Weise soll der Zusammenhang von Reformation und Erinnerungskultur dargestellt werden, der zu einer Identitätsstiftung innerhalb der lutherischen und reformierten Konfessionen, wenn auch nicht zwischen ihnen, geführt hat.

Tagungsprogramm:

21. Juni bis 23. Juni 2017, Orangerie, Schloss Friedenstein

Mittwoch, 21. Juni 2017

ab 12.30 Uhr Ankunft

13 Uhr Begrüßung
Dr. Kathrin Paasch, Leiterin der Forschungsbibliothek Gotha

Grußworte
Dr. Babette Winter, Staatssekretärin für Kultur und Europa des Freitstaats Thüringen
Propst Dr. Christian Stawenow, Regionalbischof Eisenach-Erfurt

13.30 Uhr Einführung
Dr. Sascha Salatowsky, Gotha

  1. Sektion „Akteure reformatorischer Erinnerungskulturen“

Sektionsleitung: Dr. Hendrikje Carius, Gotha

14 Uhr
Fürsten und Fürstinnen (Ernestiner)
Prof. Dr. Siegrid Westphal, Osnabrück

14.45 Uhr
Reformationsgedächtnis, Universitätsgründung und Krisenmanagement
Prof. Dr. Joachim Bauer, Jena

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr
„Damit er nicht mit fremden Augen sehen müste“. Ernst Salomon Cyprians Bibliotheken
Dr. Kathrin Paasch, Gotha

  1. Sektion „Gedächtnis-Speicher der Reformation“

Sektionsleitung: Dr. Michael Knoche, Weimar

16.45 Uhr
Die Lutherfigur der Marienbibliothek zu Halle. Reformationserinnerung und Luthermemoria in einer besonderen Kirchenbibliothek
Dr. Doreen Zerbe, Leipzig

17.30 Kaffeepause

18.00 Uhr
„Et patris et patrui famam …“. Die Bibliotheca Electoralis als Memoria?
Prof. Dr. Konrad Amann, Jena

19.30 Uhr Gemeinsames Abendessen

Donnerstag, 22. Juni 2017

9 Uhr
Prosit Reformation! Trinkbecher und andere Luther-Raritäten in Bücherschätzen
PD Dr. Stefan Laube, Wolfenbüttel

9.45 Uhr
„Es sind nur tote Papiere …“ – Das Ernestinische Gesamtarchiv
Dagmar Blaha, Weimar

10.30 Uhr Kaffeepause

  1. Sektion „Gedächtnis-Medien und -Orte der Reformation“

Sektionsleitung: Prof. Dr. Susanne Rau, Erfurt

11 Uhr
Bildliche Memoria als räumliche Disposition. Bildorte und Bildräume konfessioneller Erinnerung im frühneuzeitlichen Fürstenstaat
Prof. Dr. Matthias Müller, Mainz

11.45 Uhr
Gedächtnis-Orte der Reformation: Mansfeld
Dr. Stefan Rhein, Wittenberg

12.30 Uhr Mittagspause

Optional: Führung durch die Ausstellung „Im Kampf um die Seelen. Glauben im Thüringen der Frühen Neuzeit“ (Forschungsbibliothek Gotha, Spiegelsaal, Schloss Friedenstein)

14.30 Uhr
„Musica efficax“: Affektmächtige Raumkonstitutionen in der protestantischen Musikanschauung der Frühen Neuzeit
Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt, Weimar

15.15 Uhr
Luthermemoria im höfischen Raum – Schlossbauten und Hofkirchen der Ernestiner
Dr. Niels Fleck, Zeilitzheim

15.45 Uhr Kaffeepause

16.15 Uhr
Lutherausgaben
Prof. Dr. Christopher Spehr, Jena

18.15 Uhr Öffentlicher Abendvortrag
Der Buchdruck als Medium der Reformation in europäischer Perspektive
Prof. Dr. Aleida Assmann, Heidelberg

Anschließend öffentlicher Empfang

Freitag, 23. Juni 2017

  1. Sektion „Reformatorische Erinnerungskulturen“

Sektionsleitung: Dr. Jochen Birkenmeier, Eisenach

9.00 Uhr
„Erinnerungsagentur – Eigengeschichtsschreibung und konfessionelle Gedenkkultur im lutherischen Pfarrhaus“ (ca. 1550-1850)
Dr. Stefan Dornheim, Dresden

9.45 Uhr
Erinnerungsstrategien der reformatorischen Bewegung: Die Apokalypsekommentare von Johann Funck und Michael Stifel
Prof. Dr. Thomas Fuchs, Leipzig

10.30 Uhr Kaffeepause

11 Uhr
Reformationsjubiläen – lutherische Selbstvergewisserung im Jahrhunderttakt
Dr. Wolfgang Flügel, Halle/Saale

11.45 Uhr
Reformierte Erinnerungskulturen
Prof. Dr. Herman Johan Selderhuis, Apeldoorn

12.30 Uhr Mittagspause (Catering)

  1. Sektion „Historiographen der Reformationsgeschichtsschreibung“

Sektionsleitung: Prof. Dr. Andreas Lindner, Erfurt

13.30 Uhr
Caspar Sagittarius als Historiograph der Reformation
Prof. Dr. Wolf-Friedrich Schäufele, Marburg [Teilnahme erst ab 22.6. mittags]

14.15 Uhr
Ludwig Veit von Seckendorffs Geschichte des Luthertums
Dr. Thomas Töpfer, Leipzig

15.00 Uhr Kaffeepause

15.30 Uhr
Ernst Salomon Cyprian und die Projekte am Gothaer Hof im Rahmen des Reformationsjubiläums 1717
Dr. Daniel Gehrt, Gotha

16.15 Uhr Abschlussdiskussion

16.45 Uhr Ende der Veranstaltung

Die Veranstaltung findet mit freundlicher Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei, der jenacon-foundation sowie des Freundeskreises der Forschungsbibliothek Gotha e.v. statt.

Veranstalter:
„Netzwerk Reformationsforschung in Thüringen“ unter der Leitung von Dr. Kathrin Paasch, Forschungsbibliothek Gotha, und Prof. Dr. Christopher Spehr, Friedrich-Schiller-Universität Jena, in Kooperation mit Prof. Dr. Siegrid Westphal, Uni Osnabrück.

Organisation/Ansprechpartner:
Dr. Sascha Salatowsky
Forschungsbibliothek Gotha
Tel. +49 (0)361 737 5562
Email: sascha.salatowsky@uni-erfurt.de

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