Internationale Tagung: Gemischt-religiöse Fürstenhöfe der Frühen Neuzeit: Pressemitteilung Nr.: 30/2013 – 04.03.2013
Mit Religion am Fürstenhof der Frühen Neuzeit beschäftigt sich die internationale Tagung „Mixed Courts: Dynasty, Politics, and Religion in the Early Modern World“ am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Institut London, die vom 14. bis 16. März in Gotha stattfindet.
Angesichts der Bedeutung von Religion in der Vormoderne ist es überraschend, dass man sich bisher mit gemischt-religiösen Fürstenhöfen der Frühen Neuzeit kaum befasst hat. Dabei waren religiöse „Patchwork-Familien“ unter Regierenden ein verbreitetes Phänomen. Dynastisch motivierte Heiraten, Erbschaften oder Kriege stellten die Einheit von Herrschaft und Konfession oft nicht nur im Land in Frage, sondern schon innerhalb einer Herrscherfamilie: Sogar am Fürstenhof prallten unter Umständen mehrere Bekenntnisse aufeinander. Das konnte zu zeremoniellen Herausforderungen führen, genauso wie zu interreligiösen Begegnungen, zu theologischen Streitigkeiten oder außenpolitischen Verwicklungen.
Solchen gemischt-religiösen Fürstenhöfen widmet sich nun erstmals die Gothaer Tagung des Forschungszentrums Gotha und des Deutschen Historischen Instituts London, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Organisatoren sind Benjamin Marschke (Humboldt State University, Arcata CA), Michael Schaich (Deutsches Historisches Institut London) und Alexander Schunka (Forschungszentrum Gotha). Ähnlich international ist das Referentenfeld, das Experten aus zehn verschiedenen Ländern versammelt: von Russland und Polen bis nach Irland, von der Schweiz bis nach Belgien. Dies spiegelt sich auch im Themenspektrum wider: Katholische, protestantische und orthodoxe Zusammenhänge werden behandelt, das russische Zarenreich genauso wie der Wiener Kaiserhof, Siebenbürgen, Großbritannien, Frankreich, Skandinavien, Preußen und vieles mehr. Selbst außereuropäische Fallbeispiele wie die gemischten Höfe des frühneuzeitlichen Siam (Thailand) oder der indische Mogulhof kommen zur Sprache. Der Abendvortrag des Leidener Historikers und Hofspezialisten Jeroen Duindam (14.3.2013, 18 Uhr) thematisiert das Problem in globaler Perspektive und wird dabei auch auf China eingehen. In den Referaten verknüpfen sich historische, theologische und literaturwissenschaftliche Perspektiven. „Zu erwarten ist eine internationale, interdisziplinäre und hochkarätig besetzte Veranstaltung, und darauf freuen wir uns“, erklärt Alexander Schunka im Namen der Organisatoren. Der historische Tagungsort im Gothaer Schloss Friedenstein, das selbst in der Vergangenheit ein Ausgangspunkt gemischtkonfessioneller Fürstenverbindungen war, verleiht der Zusammenkunft einen besonderen Reiz. Religiöse Mischungen und Patchwork-Verhältnisse sind bekanntlich ein aktuelles Thema – die Konferenz „Mixed Courts“ trägt zu seiner historischen Unterfütterung bei.
Konferenzsprache ist Englisch. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung bei Kristina Petri, Tel.: 0361/737-1712 bzw. kristina.petri(at)uni-erfurt.de, wird jedoch gebeten.