30.6.2017: Zwischen Butus und Syracus. Der Illuminatenorden in Mitteldeutschland

Mit dem Workshop wollen wir eine (Zwischen-) Bilanz des von der DFG von 2013 bis Ende 2016 geförderten Projekts „Illuminatenaufsätze im Kontext der Spätaufklärung – ein unbekanntes Quellenkorpus“ ziehen.

Ursprünglich darauf ausgerichtet, die im Band 13 der sogenannten Schwedenkiste (SK) erhaltenen gut 100 Illuminatenaufsätze zu erschließen und in der internen Kommunikation des Ordens ebenso wie in den öffentlichen Debatten der Zeit zu kontextualisieren, hat das Projekt im Laufe der ersten zwei Arbeitsjahre seinen Fokus erheblich ausgeweitet. Zum einen zeigte sich, dass in der SK wesentlich mehr Aufsätze überliefert sind. Dingfest machen konnten wir in den verschiedenen Bänden rund 140 Abhandlungen; von weiteren etwa 60 Aufsätzen kennen wir die Titel und zum Teil die Vortragsdaten. Die in SK15 überlieferten Protokolle machten unmissverständlich klar, dass die Vorträge der Aufsätze den größten Teil der (in der Regel monatlichen) Zusammenkünfte der Minervalkirchen in Syracus (Gotha), Hieropolis (Weimar), Buts (Jena), Lycopolis (Erfurt), Aquinum (Rudolstadt) und Piacencia (Buttstädt) einnahmen. Die Aufsätze spielten daneben in den intimen Betreuungsverhältnissen – also im Austausch der „Quibus Licet“ und „Reprochen“ – eine zentrale Rolle: Die Ordensmitglieder waren angehalten, den ‚Unbekannten Oberen‘ in ihren „Quibus Licet“ monatlich Bericht über Ereignisse und intellektuelle Fortschritte zu erstatten. Sie erhielten von diesen im Gegenzug „Reprochen“ zurück, in denen ihnen „Basilius“, ein Kollektivpseudonym, das von verschiedenen Personen benutzt wurde, mit Rat und oftmals auch inhaltlicher Betreuung zur Seite stand.

Das dritte Projektjahr war daher vorrangig von der Rekonstruktion und Durchdringung dieser in den Bänden SK11 und SK12 erhaltenen ordensinternen Kommunikation bestimmt. Insgesamt wurden damit nicht nur, wie ursprünglich vorgesehen, Band 13 der Schwedenkiste, sondern die Bände 10 bis 16 komplett durchgearbeitet. Mit der Unterstützung einer Datenbank, der Gotha Illuminati Research Base (https://projekte.uni-erfurt.de/illuminaten/), konnten wir dabei die Entstehungszusammenhänge, die spätestens bei der heutigen archivalischen Fixierung der Dokumente durch den Uelleber Pfarrer Carl Lerp im Jahr 1908 verloren gegangen waren, weitgehend rekonstruieren und stellten diese der Öffentlichkeit im Open Access zur Verfügung. Dadurch wiederum ergibt sich ein völlig neues Bild der letzten Phase des Ordens, in der dieser unter der Ägide von Herzog Ernst II. von Gotha-Sachsen-Altenburg und dem von Weimar aus arbeitenden Übersetzer und Verleger Johann Joachim Christoph Bode zwischen 1783/84 und 1787/88 eine ganz eigene, vom bayerischen Verbot der Jahre 1784/85 unberührte Blüte erlebte – während der Ordensgründer Adam Weishaupt, der ab 1787 dauerhaft in Gotha Asyl fand, zunehmend an den Rand gedrängt wurde.

Die Beiträge des Workshops stellen die wichtigsten Ergebnisse der Projektarbeit sowie von im Umkreis des DFG-Projektes angesiedelten Qualifikationsarbeiten zur Diskussion. Sie nehmen dabei die Ansiedlung und Entwicklung des Ordens in Mitteldeutschland ebenso in den Blick wie dessen letztendliches Scheitern 1787/88 und das Funktionieren einzelner Niederlassungen wie Gotha, Jena und Rudolstadt.

Programm

11.30 – 13.00 Uhr

  • Begrüßung (Martin Mulsow) und Einleitung (Markus Meumann)
  • Die „Gotha Illuminati Research Base“ (Olaf Simons)
  • Johann Joachim Christoph Bode, Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg und die Ansiedlung des Ordens in Mitteldeutschland (Markus Meumann)
  • Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha und Altenburg und seine Illuminatenkorrespondenz 1785 (Marie Nosper)

13.00 – 14.00 gemeinsames Mittagessen

14.00 – 16.00 Uhr

  • „Es fliegen mir Briefe von allen Enden zu […]“. Christian Georg von Helmolt als Geschäftsführer der Gothaer Illuminatenfiliale (Erik Liebscher)
  • Johann Benjamin Koppe als Vertrauter Ernsts II. (Christian Wirkner)
  • Gottlieb Hufeland und die Illuminaten von Jena (Martin Mulsow)
  • Die Rudolstädter Illuminatenloge und ihr Plan eines „verbeßerten Landcalenders“ (Oliver Hafner)

16.30 – 18.00 Uhr

  • Das Scheitern des Ordens in Thüringen (Olaf Simons)
  • Costanzo di Costanzo, Bruchstücke der Biographie eines italienischen Illuminaten (Reinhard Markner)
  • Der Illuminatenorden und die Freimaurerischen Reformbewegungen um 1800 (Florian Maurice)

18.00 – 18.30 Uhr

  • Schlussdiskussion

ab 19.00 Uhr

  • geselliger Ausklang

Kontakt

Dr. Markus Meumann
Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt
Schloss Friedenstein
D-99867 Gotha
tel: +49(0)361/737-1702
fax:+49(0)361/737-1709
email: markus.meumann@uni-erfurt.de

Zur Ankündigung.

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