Friedrich Schillers fragmentarischer Roman Der Geisterseher (1787–1789) erzählt von der allmählichen Konversion eines deutschen Prinzen zum Katholizismus. Während einer Bildungsreise in Italien wird seine Bekehrung offensichtlich von einem jesuitischen Geheimbund bewerkstelligt. Obwohl solche Konversionen in der frühen Geschichte des Bildungsromans immer wieder auftauchen, bleibt die Erforschung des Einflusses der Bekehrungsgeschichte auf die deutsche Literatur des 18. Jahrhunderts ein Desiderat. Im Vortrag wird ein Überblick geboten über die Entwicklung des Konversions-Begriffs im 18. Jahrhundert. Ausgehend von einer Diskussion von August Hermann Franckes Vorrede zu Gottfried Arnolds Leben der Altväter (1700) wird nach der zunehmenden Problematisierung der Bekehrungsgeschichte und nach ihrer Auseinandersetzung mit der empirischen Psychologie gefragt. Der Vortrag wird auf Englisch gehalten.
Peter Erickson arbeitet an einer Doktorarbeit im Fach Germanistik an der Universität Chicago. Von April bis Juni 2012 forschte er als Herzog-Ernst-Stipendiat in Gotha. Zurzeit ist er Stipendiat der Klassik Stiftung in Weimar.
Eine Antwort auf „2013-02-20 Vortrag Peter Erickson (Chicago): Die Inszenierung von Konversion: Eine Debatte in der Literatur und Theologie des 18. Jahrhunderts“