Vortrag von Prof. Dr. Martin Scheutz (Wien) im Rahmen der Vortragsreihe „Zwischen Wunderkammer und Wirtshaus. Topographien naturkundlichen Wissens am Hof und in der Stadt“, Mittwoch, 4.7.2018, Forschungszentrum Gotha, Schlossberg 2, Vortragssaal.
Feuerwerke ließen die habsburgische Residenzstadt Wien immer wieder in ihrem Glanz erstrahlen. Drei eng verflochtene Stränge des Wiener Feuerwerkswesen lassen sich dabei beobachten. Lange Zeit bestimmten höfische Feuerwerke das Festgeschehen in der Stadt, wobei die kaiserliche Residenz auch räumlich der Veranstaltungsort blieb. Das höfische Feuerwerk als Teil „ephemerer Gedächtniskunst“ war dabei „vorrangig als Resonanzraum des Herrschers und als visuell und akustisch aufgeladenes Doppelbild des Souveräns und seiner Gewaltandrohung konzipiert“.
Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts kamen vermehrt bürgerliche Ernst- und Lustfeuerwerke als eigenständige Feuerwerksgattung auf. Im Kontext der osmanischen Bedrohung der Stadt Wien sollten sie die Leistungsfähigkeit der Wiener bürgerlichen Artilleristen, meist vor den Augen des Wiener Hofes, dokumentieren und bespielten dafür die menschenleere Spittelau vor der Stadt . Organisatorisch und medial wurde für die Abhaltung dieser Ernst-Feuerwerke ein ungeheurer logistischer, aber auch finanzieller Aufwand vor und hinter der Bühne getrieben.
Erst ab den 1760er Jahren setzten sich der Augarten und später der Prater als Orte der bürgerlichen, kommerziellen Feuerwerke durch, die – unter Marktbedingungen abgehalten – die Aufwendungen durch die Eintrittsgebühren einspielen mussten. Diese Institutionalisierung von fünf bis sechs Feuerwerken pro Jahr schuf eine gut funktionierende Ankündigungsmaschinerie, erforderte aber auch die Anstellung von Laborarbeitern, Dekorateuren und den Zukauf von Handwerkerleistungen.
Beitragsbild: Feuerwerk auf dem Wiener Prater in den 1820er Jahren