Im BRILL/Schöningh Verlag ist soeben eine zweibändige Edition des Aufklärers Friedrich Carl Forberg (1770–1848)* erschienen, die der ehemalige Herzog-Ernst-Stipendiat, frühere Mitarbeiter und heutige Fellow am Forschungszentrum Gotha Guido Naschert herausgegeben hat.
Forberg legte Anfang des 19. Jahrhunderts als Bibliothekar durch mehrere Kataloge den Grundstein zur Herzoglichen Bibliothek (heute Landesbibliothek) in Coburg. In der Philosophiegeschichte ist von ihm immer dann die Rede, wenn es um den Atheismusstreit geht – eine der wichtigsten Kontroversen am Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Forberg gilt als Auslöser der Debatte, die Fichte seinen Lehrstuhl in Jena kostete.
Forbergs historische Bedeutung geht jedoch über die Veranlassung dieser Streitigkeiten hinaus. Als Schüler und Kritiker Karl Leonhard Reinholds, als Verleger und Gegner Fichtes, als Aphoristiker und systemskeptischer Zeitgenosse der Frühromantiker, als frühliberaler Rechtstheoretiker und Anwalt des Atheismus war Forberg ein Denker und Gelehrter mit eigenem Profil. Nach Beendigung seiner philosophischen Schriftstellerei wandte er sich außerdem der antiken Erotologie zu und wurde dadurch zum Wegbereiter einer modernen Sexualwissenschaft.
Die neue Studienausgabe – Friedrich Vollhardt hat in der FAZ vom 3. September von einer „umfassenden, vorzüglich kommentierten Werkausgabe“ gesprochen – trägt nach über 200 Jahren erstmals alle verfügbaren Schriften, Dokumente und Briefe zusammen.* Sie lädt dazu ein, diesen vernachlässigten Denker wiederzuentdecken, und dokumentiert auch die Bedeutung, die Gotha – neben Jena und Halle – als Ort des Kantianismus in den 1790er Jahren zukam.
* Das Sendemanuskript zur SWR-Sendung „Auf den Spuren eines Verschollenen – Friedrich Carl Forberg“ (2006), die als Audiodokument leider nicht mehr abrufbar ist, findet sich hier.
** Friedrich Vollhardt: „Skepsis als Zündstoff: Eine Werkausgabe von Friedrich Carl Forberg“, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. September 2021, S. 12.