Projektbeschreibung
Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840) ist in der heutigen Zeit vor allem als Begründer der physischen Anthropologie bekannt. Sein Tätigkeitsfeld umspannte jedoch das, was im 18. Jahrhundert „Naturgeschichte“ benannt wurde. Neben seiner eigentlichen Profession als Mediziner wäre er nach heutigem Sprachgebrauch daher als Anthropologe, Physiologe, Zoologe, Mineraloge und Geologe zu bezeichnen. Auch in der Ägyptologie hat er Spuren hinterlassen. In der gegenwärtigen Diskussion konzentrieren sich freilich die Interessen vornehmlich auf seine anthropologischen Arbeiten und seine Theorie des Bildungstriebes.
Während die erwähnten Tätigkeitsfelder anhand der einschlägigen Publikationen der Wissenschaft zugänglich sind, fehlte es lange Zeit an der Erschließung seiner Korrespondenz. Sie lässt Blumenbach in seiner Tätigkeit als Wissenschaftler und Lehrer unmittelbar hervortreten. Bei einer über sechzigjährigen Lehrtätigkeit an der Göttinger Universität kreuzen sich in seiner Person zahlreiche Linien und lassen ihn als einen Knotenpunkt im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert erkennen. In dieser Vernetzung überschreitet Blumenbach die engen Grenzen seiner Fächer und gewinnt allgemeine kulturgeschichtliche Bedeutung. Die Korrespondenz wirft jedoch nicht nur ein erhellendes Licht auf Blumenbachs Einbindung in den umfangreichen brieflichen Austausch der Zeit, sondern auch auf seine Korrespondenten und lässt mitunter Sachverhalte erst zureichend verstehen, die, soweit Briefe überhaupt vorliegen, in Parallelüberlieferungen dunkel geblieben sind. Blumenbachs Korrespondenz ermöglicht deshalb die Korrektur mancher vorhandener Auffassungen und Deutungen. In dieser kritischen Funktion besteht zum nicht geringen Teil die Bedeutung von Blumenbachs Briefwechsel.
Blumenbach wurde in Gotha geboren. Seine Familie war eng mit der dortigen herzoglichen Familie verbunden. Zeitlebens hat er diese Bindung gepflegt. Immer wieder kehrte er in seine Vaterstadt zurück. Die enge Verbundenheit schlug sich auch in einem Briefwechsel mit den Mitgliedern des Fürstenhauses nieder. Diese Bindungen an seine Heimat und Vaterstadt wie auch seine Kindheit und Jugend in Gotha, obgleich dazu nur wenige Aussagen vorliegen, sind bisher noch nicht hinreichend beleuchtet. Gleichwohl hat Blumenbach in Gotha die entscheidenden Prägungen erfahren, die ihn schließlich zu dem werden ließen, was er dann geworden ist und was er der Welt noch heute ist. Dieser genius loci dürfte nicht ohne Einfluss auf die Edition des Briefwechsels von Johann Friedrich Blumenbach bleiben, die nun, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, in Gotha eine Heimat und Anbindung an das dortige Forschungszentrum gefunden hat.
Zur Verlagsseite der Blumenbach-Edition.
Finanzierung: DFG
Laufzeit: 2010 – 2015
Bearbeitet von: Dr. Norbert Klatt