Gothaer Sammlungen gemeinsam begreifbar machen: Zum Launch des Portals Gotha.digital

Die Gothaer Forschungslandschaft wächst – und zwar vor allem zusammen: Am Montag, 17. April 2023, wurde das Portal Gotha.digital für die Öffentlichkeit freigeschaltet. Als digitaler Präsentationsraum enthält und organisiert das Portal eine in den kommenden Jahren stetig wachsende Zahl an Bildern und Daten zu Objekten aus fünf Gothaer Sammlungsinstitutionen.
Von Marian Hefter

 

Pressekonferenz zum Launch des Portals am 17. April 2023 im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek Gotha auf Schloss Friedenstein
Pressekonferenz zum Launch des Portals am 17. April 2023 im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek Gotha auf Schloss Friedenstein

Die Seite dient als zentrale Plattform für die gemeinsame digitale Präsentation der Gothaer Sammlungen, die aufgrund historischer Entwicklungen heute in getrennten Institutionen aufbewahrt werden. Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, die zur Universität Erfurt gehörige Forschungsbibliothek Gotha mit der Sammlung Perthes sowie das Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha veröffentlichen Digitalisate ihrer Besitztümer künftig auf dieser gemeinsamen, zentralen Seite. Hochauflösende Fotografien und detaillierte Objektbeschreibungen sollen es der Wissenschaft und allen weiteren Interessierten ermöglichen, sich den Sammlungsschätzen anzunähern. Hier werden die reichen Bestände vom barocken Blumenbuch  über goldene Kaftane bis hin zur mittelalterlichen Urkunde über einen Dorfverkauf digital erlebbar. Darüber hinaus werden Sammlungsobjekte mit den Forschungsprojekten in Gotha verknüpft und so wissenschaftlich kontextualisiert. Auf diese Weise sind auch das Forschungszentrum Gotha sowie das Forschungskolleg Transkulturelle Studien – Sammlung Perthes Teil von Gotha.digital.

Aktuell stehen schon mehrere tausend Aufnahmen und Objektbeschreibungen zur Verfügung: Von Seiten der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha wurden zum Auftakt die Bestände der barocken Kunstkammer, die numismatische Sammlung sowie die Ethnographica bereitgestellt. Die Forschungsbibliothek Gotha hat bereits rund ein Fünftel der von ihr verwahrten Handschriften, darunter Dokumente unter dem Schutz der Unesco, hochgeladen. In beiden Institutionen laufen die Digitalisierungsprojekte in den kommenden Jahren weiter. Da Gotha.digital auch auf verschiedene Datenbanken zugreift, etwa den Online-Katalog mit den gedruckten Beständen der Forschungsbibliothek Gotha, kann gleichzeitig nach Forschungsliteratur und Sammlungsobjekten gesucht werden.

Die Möglichkeiten des Portals reichen jedoch weit über das Katalogisieren von Digitalisaten hinaus. Ausgehend von der Grundfunktion, Objekte suchbar zu machen, können auch historische Zusammenhänge und Entwicklungen der Sammlungen dargestellt werden. So können die rund 80 Sammlungen, die mit dem Friedenstein zusammenhängen, wieder zu einer Sinneinheit zusammengeführt werden. Ein erster Schritt zu einer solchen Sammlungspräsentation ist das digitalisierte Münzkabinett: Seine analogen Räumlichkeiten, deren Ausstattung in das frühe 18. Jahrhundert datiert, sind heute Teil der Forschungsbibliothek Gotha. Die darin ehedem befindlichen Münzen werden hingegen von der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha verwahrt. Während eine reale Zusammenführung von historischem Ort und historischer Sammlung schon aus Sicherheitsgründen nicht möglich ist, bietet sich die Rekonstruktion im digitalen Raum an. In Zukunft könnte das historische Münzkabinett digital in einer Weise erfahrbar gemacht werden, wie es analog seit Jahrzehnten nicht mehrmöglich ist. Bereits jetzt wird der 3D-Scan des Kabinetts durch Erklärungen zur Geschichte der numismatischen Sammlung auf dem Friedenstein ergänzt. Auch weitere digitale Ausstellungen, die in den vergangenen Jahren kuratiert wurden, können weiter über das neue Portal besucht werden: die Schau zu Fechtbüchern ebenso wie die zu Meereskarten und zum 375. Jubiläum der Forschungsbibliothek Gotha. Neue Ausstellungen werden regelmäßig hinzukommen.

Die technische Infrastruktur für Gotha.digital wird von der Thüringischen Universitäts- und Landesbibliothek in Jena sowie der Verbundzentrale des Gemeinsames Bibliotheksverbunds in Göttingen betreut. Dies verspricht eine stabile und zeitlich potentiell unbegrenzte Verfügbarkeit der Daten. Die Verwendung von Normdaten soll zudem die Kompatibilität mit anderen Webseiten sicherstellen und erweitert so den Nutzungshorizont abermals.

Nachdem Gotha.digital nun der Öffentlichkeit vorgestellt und übergeben worden ist, geht die Arbeit erst richtig los – hierin sind sich alle beteiligten Institutionen einig. Nicht nur, dass noch hunderttausende Objekte aus den reichen Friedenstein’schen Sammlungen zu digitalisieren sind, auch das Portal geht nun in den Praxistest. Gotha.digital soll fortlaufend an die aktuellen Bedürfnisse der Nutzer:innen sowie der Gothaer Institutionen angepasst werden, dafür sind halbjährliche Evaluierungen geplant. Dabei ist die Hilfe jeder einzelnen Person willkommen: Zu jedem der verzeichneten Sammlungsobjekte können direkt Anmerkungen und Anfragen über ein Kontaktformular gesandt werden. So kann die interessierte Öffentlichkeit an der Weiterentwicklung von Gotha.digital teilhaben und die sammlungshaltenden Institutionen mit ihrer Expertise unterstützen. Das Ziel des Portals ist dabei klar: Es soll vielfältig genutzt werden – als Raum des dritten Jahrtausends für Sammlung, Forschung und Wissenschaft in und über Gotha.

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