„Syrien, Palästina oder das Heilige Land. Rhetorische und andere imaginative Entscheidungen zur Darstellung von physischer und kultureller Geografie in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Karten.“ lautet der Titel des Vortrags von Dr. Sonja Brentjes aus Berlin, zu dem das Forschungszentrum und die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt am Donnerstag, 10. Oktober, im Rahmen der 4. „Gothaer Kartenwochen“ alle Interessierten herzlich einladen. Beginn ist um 18.15 Uhr im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek auf Schloss Friedenstein. Der Eintritt ist frei.
Dr. Sonja Brentjes ist Wissenschaftshistorikerin am Max Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Die Arabistin und Expertin für Kartengeschichte in islamischen Gesellschaften bis 1700 wird in ihrem Vortrag das Publikum auf eine Reise durch Zeit und Raum mitnehmen: „Ich beginne mit drei Beispielen von Kontakten zwischen Angehörigen verschiedener Kulturen Europas und Westasiens und ihrer Darstellung auf Portolankarten des 14. Jahrhunderts. Danach werde ich mich der Darstellung des Fruchtbaren Halbmonds auf diesen Karten zuwenden. Ich werde zeigen, dass es keine klar fixierte Vorstellung des ‚Heiligen Landes‘ gegeben hat. Ganz im Gegenteil: Anstelle des ‚Heiligen Landes‘ finden wir auf diesen Karten nur einige, wenige Einzelheiten. Meine Suche nach den Ursprüngen und Hintergründen dieser Elemente wird uns über mittelalterliche Welt- und Regionalkarten zu römischer Politik und Provinzgestaltung führen. Von dort begeben wir uns nach Byzanz und anschließend zu islamischen Dynastien in Syrien und Palästina und ihren Gegenspielern, den Kreuzfahrern. Zum Schluss werfen wir noch einen kurzen Blick auf Portolankarten des 15. und 16. Jahrhunderts und fragen, ob und was sich in dieser Zeit in der Darstellung Syriens und Palästinas geändert hat“.
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Übrigens: Im Rahmen der Kartenwochen ist noch bis zum 13. Oktober die Ausstellung „Das Heilige Land in Gotha“ im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek zu sehen. Die Ausstellung geht den vielfältigen und faszinierenden Spuren nach, die das Heilige Land in den Gothaer Sammlungen hinterlassen hat. Neben frühneuzeitlichen Pilger- und Reiseberichten, Zeugnissen des Palästinaforschers Ulrich Jasper Seetzen und frühen Palästina-Karten August Petermanns steht im Zentrum der Ausstellung die von dem niederländischen Marineoffizier, Kartografen und Maler Charles William Meredith van de Velde für den Verlag Justus Perthes geschaffene „Map of the Holy Land“. Die großformatige Karte war eine der einflussreichsten Heiliglandkarten des 19. Jahrhunderts und markiert die Wende von der älteren Kartografie der Heiligen Stätten hin zu einer modernen Palästinakartografie.