„‘Reduplikative Identität‘. Der Schlüssel zu Schellings reifer Philosophie“ lautet der Titel eines Vortrags von Prof. Dr. Dres. h. c. Manfred Frank (Tübingen), zu dem das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt am Donnerstag, 19. Mai, in den Seminarraum des „Pagenhauses“ auf Schloss Friedenstein einlädt. Beginn ist um 17.15 Uhr, der Eintritt ist frei.
Alleinheits-Theorien müssen das, was Eins ist, und das, was Vieles ist, als dasselbe erklären. Im 20. Jahrhundert wird man von einer „Aporie der Identität“ sprechen. Schelling hat für dieses Problem zwei ebenso originelle wie unbekannte Lösungsvorschläge unterbreitet. In einem ersten Anlauf versucht er (mit Hume und in der Wolff’schen Tradition), den gar zu strikten Begriff der Identität für Differenz zu flexibilisieren; in einem zweiten Anlauf greift er, in derselben Tradition, auf die logische Operation der reduplicatio zurück, die einen und denselben Gegenstand in zwei (gegensätzlichen) Hinsichten zu artikulieren erlaubt. Frank will in seinem Vortrag zeigen, wie Schelling dies umsetzt, welche Traditionen er beerbt und anpasst (z. B. – neben den genannten Hume’schen und Wolff’schen – Kants These über das existentielle und prädikative „Sein“ und deren Zusammenhang sowie Ploucquets Identitätstheorie der Prädikation), warum er Existenz und Identität glaubt identifizieren zu dürfen und welche Impulse seine Überlegungen für aktuelle Leib-Seele-Identitätstheorien bereithalten.
Manfred Frank war von 1982 bis 1987 Professor für „philosophie moderne et contemporaine“ in Genf und von 1987 bis 2010 Professor für theoretische Philosophie in Tübingen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in (nach)kantischer Philosophie und Bewusstseinstheorie.
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Abbildung: Friedrich Wilhelm Schelling (1775-1854), Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1835, Neue Pinakothek, München, via Wikimedia Commons